DrAI - Intelligent drawing robot

Die Frage ist heikel, denn es kann gut sein, dass die Antwort nicht allen gefällt: Wie menschlich ist Kreativität? Stellt sie das Letzte dar, was wir Menschen noch haben, um uns von der immer perfekter werdenden künstlichen Intelligenz abzusetzen? Oder nicht einmal das?

Ausgerechnet zwei passionierte Bastler haben es auf sich genommen, die Kreativität der KI zu testen. Auf der Suche nach einem Projekt, das an die Grenzen geht, holten sich die Schüler der HTBLA Neufelden und Freunde seit Kindertagen den Auftrag vom FutureLab des Linzer Ars Electronica Center (AEC), Museumsbesucher*innen künstliche Intelligenz anschaulich näher zu bringen. Und was ist anschaulicher – und passt besser in ein Museum – als Bilder? Also bauten Samuel Nösslböck und Rene Schwarz einen Roboter, der KI-gestützt Zeichnungen auf einem weißen Blatt Papier anfertigt.

Was aber sollte „DrAI“, so heißt der Picasso 4.0, zeichnen? Je weiter das Projekt voranschritt und die – in der Programmiersprache Python geschriebenen – Algorithmen komplexer wurden, desto mehr verabschiedeten sich die Entwickler von der Notwendigkeit, dass Menschen Textbeschreibungen äußern, die der Roboter dann bildnerisch umsetzen kann. Stattdessen steht es User*in und Roboter frei, einer begonnenen Zeichnung unbegrenzt Neues hinzuzufügen. Selbst, wenn das Papier durch menschliches Versagen ungenau eingelegt wurde, tut das seiner Schöpfungskraft keinen Abbruch. Den Roboter selbst entwickelte das Duo in der relativ jungen Systemsprache Rust und stattete ihn mit einem sympathischen Äußeren aus.

Im Sommer 2024 soll DrAI Teil einer Ausstellung im AEC werden. Die Frage, ob künstliche Intelligenz kreativ sein kann, scheint damit beantwortet. Der Weg ist frei für eine neue Frage: Wann wird die KI sogar noch kreativer als die Menschheit?

Fotocredit: © aws, VOGUS / Wolfgang Voglhuber